Loslegen und reden. Locker und selbstbewusst, eloquent und mitreißend. Wer gut reden kann, beeindruckt. Besonders für Reden und Vorträge lohnt es sich deshalb, viel Zeit in die Vorbereitung zu investieren. Doch was, wenn die Art der Rede Vorbereitung ausschließt? Sie ahnen es schon: Es geht um Stegreifreden. Auch für erfahrene Rednerinnen und Redner können diese Improvisationsreden eine anspruchsvolle Herausforderung sein.
In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, was eine gute Stegreifrede ausmacht, wie Sie spontan eine überzeugende Performance hinlegen und – auch wenn es widersprüchlich klingt – wie Sie sich auf eine Stegreifrede vorbereiten können.
Was ist eine Stegreifrede?
Obwohl der Name es vermuten lässt, kommt die Stegreifrede nicht von „stehen“. Stegreif ist ein veraltetes Wort für Steigbügel. Etwas aus dem Stegreif zu tun, meint also im ursprünglichen Sinne: Etwas tun, ohne vom Pferd zu steigen. Heute sind eher selten Vierbeiner im Spiel, wenn es um Stegreifreden geht. Sie bleibt ein beliebtes Mittel in Assessment Centern. Am häufigsten begegnet uns die Stegreifrede jedoch im klassischen Meeting (auch wenn sie dort vielleicht nicht so genannt wird). Dann heißt es: Sag Sie doch mal kurz etwas zu dem Thema/Projekt… Und schon geht es los.
Für die meisten Stegreifreden bleibt kaum oder keine Vorbereitungszeit. Dann wird zwei bis drei Minuten vorgetragen. Je stärker Kreativität, Übung und Erfahrung, desto leichter fällt das schnelle Kombinieren, das die Stegreifrede erfordert. Doch auch, wer übungstechnisch noch ganz am Anfang steht, kann sich einiger Tricks bedienen.
Was mache ich, wenn mir nichts einfällt?
Ein erfolgreicher Start
Eine Stegreifrede ist kurz, die Uhr tickt von Sekunde eins. Deswegen ist es besonders wichtig, dass Sie schon von Beginn an richtig loslegen. Je spannender Ihr Start, desto eher schenken Ihnen die Zuhörenden ihre Aufmerksamkeit.
Das gelingt durch eine kleine Anekdote, ein witziges Erlebnis oder auch eine rhetorische Frage ans Publikum. Wann haben Sie das letzte Mal…? Stellen Sie sich vor…? Versuchen Sie schon mal, eine erste Frage zum Thema zu formulieren. Wenn das Lampenfieber Ihnen einen Strich durch die Rechnung macht und Ihnen absolut nichts einfallen will, wiederholen Sie das Thema. Versuchen Sie es auch in eigenen Worten wiederzugeben. So gewinnen Sie Zeit und regen Ihr eigenes Denken an.
Unser Geheimtipp: Wenn Sie zu Beginn völlig auf dem Schlauch stehen, begrüßen Sie Ihre Zuhörenden. Es klingt banal, ist aber der perfekte Start, um die Stille und Aufregung zu überwinden.
Zeit zum Denken während der Stegreifrede
Nicht nur am Anfang, auch während der Rede kann es passieren, dass Sie nicht weiterwissen, dass Ihnen keine Antwort einfällt, dass Sie den Faden verlieren. Kein Grund zur Panik! Machen Sie eine kurze Pause. Atmen Sie tief durch, trinken Sie einen Schluck Wasser. Verschaffen Sie sich Zeit, indem Sie die Kernaussage Ihrer Stegreifrede wiederholen oder den vorausgegangenen Abschnitt zusammenfassen.
Wie strukturiert man eine Stegreifrede?
Chronologisch geordnet – die VEGAZ-Methode
Gestern, heute, morgen – Die VEGAZ-Methode gliedert durch Zeit. Besonders, wenn es um Ihr eigenes Projekt geht, oder um einen Sachverhalt, den Sie sehr gut kennen, ist sie eine bewährte Hilfe.
- Vergangenheit: Erzählen Sie den Zuhörenden von den Anfängen. Wie kam Ihnen die Idee zu diesem Projekt? Wann ist es gestartet? Wen haben Sie sich ins Team geholt?
- Entwicklung: Startschuss und dann? Was ist in der Zwischenzeit passiert? Mussten Sie noch mal umschwenken? Erzählen Sie von Ihren Erfolgen, aber auch von Ihren Hürden.
- Gegenwart: Wo stehen Sie heute? Bringen Sie die Zuhörenden auf den neuesten Stand.
- Außenstehende: Wechseln Sie den Blickwinkel. Welche Bedeutung hat das Projekt für Ihre Kundinnen und Kunden? Durch einen Perspektivwechsel machen Sie Ihre Rede spannender und können gleichzeitig Interessen der Zuhörenden ansprechen.
- Zukunft: Wie geht es weiter mit Ihrem Projekt? Was fehlt noch zum Abschluss? Welche Erfolge erwarten Sie?
Eine gute Stegreifrede durch Tischtennis?
Das Ping-Pong-Prinzip ist das Mittel der Wahl, wenn Ihre Stegreifrede Gegensätze darstellen soll. Es eignet sich sowohl für banale Themen – schließlich ist Eis lecker, schmilzt aber leider – als auch für Personendarstellung, Generationenunterschiede oder kontroverse Fragestellungen rund um Politik, Gesellschaft und Co.
Achten Sie darauf, nicht zu schnell von einem Punkt zum nächsten zu springen. Das kann Verwirrung bei Ihren Zuhörenden bewirken. Erläutern Sie die Gegensätze und untermalen Sie sie mit Beispielen. Schließen Sie die Stegreifrede schließlich mit Ihrem persönlichen Fazit.
Von Ursache bis Lösung
Gerade für Stegreifreden, die sich um Sachverhalte drehen, ist diese Struktur von Vorteil. Starten Sie mit der Beschreibung des Problems. Wen betrifft es? Wann nervt es am meisten? Erläutern Sie dann die Ursachen. Liegt es am Individuum oder ist es eher ein strukturelles Problem? Schließen Sie mit der Lösung des Problems. Keine Angst – wenn es keine eindeutige Lösung gibt, stellen Sie unterschiedliche Lösungsansätze vor.
Wie gehe ich mit dem Publikum um?
Der Umgang mit dem Publikum ist entscheidend, um eine erfolgreiche Stegreifrede zu halten.
- Blickkontakt: Suchen Sie Blickkontakt mit verschiedenen Personen im Publikum, um eine Verbindung herzustellen und Ihr Publikum einzubeziehen. Lächeln Sie, wenn das Thema es hergibt. Das wirkt sympathisch und wirkt entspannend auf Sie selbst.
- Ansprache: Fragen zeigen Interesse und schaffen eine interaktive Atmosphäre. Durch rhetorische Fragen bleiben Ihre Zuhörenden aufmerksam und werden zum Nachdenken angeregt.
- Empathie: Versuchen Sie, sich in die Lage Ihres Publikums zu versetzen. Was sind ihre Bedürfnisse und Interessen? Wie alt sind die Zuhörenden? Wie kommt es, dass sie Ihnen gerade zuhören? Gehört es zu ihrem Job oder zu ihrer Freizeit? Passen Sie Ihren Vortrag entsprechend an.
Wie kann ich die Stegreifrede üben?
Obwohl eine Stegreifrede spontan sein soll, bedeutet das nicht, dass Sie sich nicht darauf vorbereiten können. Wenn Sie eines Ihrer Projekte vorstellen sollen, hilft es, sich die wichtigsten Eckpunkte erneut vor Augen zu führen. Doch auch, wenn Sie das Thema vorher nicht kennen, gibt es Möglichkeiten, zu planen.
- Allgemeinwissen: Wer viel weiß, kann auch zu Vielem etwas sagen. Erweitern Sie Ihr Allgemeinwissen, um über verschiedene Themen sprechen zu können. Je mehr Wissen Sie haben, desto einfacher wird es, spontane Verbindungen herzustellen.
- Übung: Üben Sie, Stegreifreden zu halten, indem Sie sich regelmäßig kleinen Herausforderungen stellen. Sie haben noch fünf Minuten Zeit, bevor Sie losmüssen? Dann schauen Sie sich mal im Raum um. Wählen Sie zufällig einen Gegenstand oder ein Thema. Das ist Ihr Stichwort, zu dem Sie eine improvisierte Rede halten. Übung macht den Meister!
- Strukturierung: Verinnerlichen Sie Prinzipien wie das VEGAZ-Prinzip, um Ihre Rede in kurzer Zeit strukturieren zu können. Üben Sie, Ihre Gedanken anhand des Prinzips zu organisieren, um in Ihrer Stegreifrede einen klaren roten Faden zu verfolgen.
Mit VR wie vor echtem Publikum
Eine Stegreifrede im eigenen Wohnzimmer ist deutlich einfacher als vor echten Zuhörenden. Zum Training steht uns jedoch selten ein echtes Publikum zur Verfügung. Mit VR schaffen Sie beides: Training im Wohnzimmer und vor Publikum.
- Realistische Erfahrung: VR lässt Sie eintauchen. In der immersiven Umgebung haben Sie das Gefühl, vor echtem Publikum zu sprechen.
- Fehlerfreundlich: Die Aufregung ist real, die Scham muss es jedoch nicht sein. Egal, wie viele Fehler Sie machen: VR bietet Ihnen einen geschützten Raum. Wiederholen und verbessern Sie sich, bis Sie mit Ihrer Performance zufrieden sind.
- Selbstbewusstsein: Sie haben erfolgreich mit VR trainiert und kennen Ihre Fähigkeiten? Dann brauchen Sie auch vor echtem Publikum keine Manschetten mehr zu haben. Die Stegreifbühne ist Ihre!
Fazit
Stegreifreden begegnen uns im Alltag viel häufiger, als man zunächst meinen würde. Eine erfolgreiche Stegreifrede zu halten, erfordert Selbstvertrauen und die Fähigkeit, sich schnell zu strukturieren. Mit verschiedenen Prinzipien können Sie eine klare Gliederung erstellen und Ihre Rede überzeugend gestalten. Auch wenn etwas mal schiefläuft: lassen Sie sich nicht entmutigen! Übung macht den Meister – am besten mit VR.
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