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Learning Design im digitalen Zeitalter

Im Geiste des Bauhaus-Mottos „Form follows function“ wird Lernen im digitalen Zeitalter neu gestaltet. Die Frage, ob Lernprozesse effektiv sind und langfristige Kompetenzentwicklung fördern, rückt in den Fokus. Denn die bloße Zufriedenheit der Lernenden spiegelt nicht unbedingt ihren Erfolg wider. Erfolgreiches Learning Design ist daher entscheidend für erfolgreiche Personalentwicklung und eine positive Learning Experience.

Was ist Learning Design?

Buch auf und los geht die Paukerei? Lieber nicht, denn so kann selten effektiv gelernt werden. Auch lange Vorträge und monologartige Präsentationen sind dafür nicht der richtige Weg. Deshalb konzentriert sich Lerndesign auf die Lernenden. Es stellt ihre Bedürfnisse, ihr (Vor-)Wissen und ihre Denkweise in den Mittelpunkt, um eine effektive und sinnvolle Lernumgebung zu schaffen und ist dadurch absoluter Vorreiter in der Erwachsenenbildung.

Dafür orientiert sich Learning Design am „Design Thinking“, einem kreativen Problemlösungsansatz, der sich auf die Bedürfnisse der Nutzer konzentriert und iterative Prozesse zur Entwicklung innovativer Lösungen nutzt. Denn was in der Produktentwicklung funktioniert in diesem Fall auch hervorragend beim Lernen und Weiterbilden.

Warum ist Learning Design wichtig?

Durch die Digitalisierung haben sich auch Bildung und Wissen grundlegend verändert. Die Menge an Wissen ist enorm und durch das Internet haben wir zu einem Großteil davon auch Zugriff. Das Zukunftsinstitut schreibt zu diesem Thema:

„Die Menge der Informationen auf diesem Planeten wächst schneller, als es sich die Menschen, die beispielsweise zur Zeit der Renaissance lebten, je hätten vorstellen können.

Damals, im 16. und 17. Jahrhundert, gab es noch „Universalgelehrte“, die einfach alles wussten, was man wissen sollte.

Jeder heute lebende Intellektuelle hingegen weiß, dass es vollkommen sinnlos ist, dieses Ziel anzustreben. Denn: Es gibt einfach zu viel Wissen.“

Trotzdem müssen wir uns damit auseinandersetzen, dass wir unser Wissen ständig updaten sollten – für unser Hobby, unser Allgemeinwissen und insbesondere für unseren Job. Bei der Frage wie wir das trotz der Flut an Informationen bewältigen können, spielt Lerndesign eine entscheidende Rolle.

Denn auch wenn wir motiviert ins Lernen starten – irgendwann ist die Anfangseuphorie abgeflacht und die eigentliche Arbeit beginnt. Jetzt dranzubleiben kann schwierig sein, dabei beginnt erst jetzt die nachhaltige Kompetenzentwicklung. Dafür kombinieren Learning Designer:innen Didaktik, Technik und Medien und stellen so sicher, dass das Wissen effektiv vermittelt wird und tatsächlich bei den Teilnehmenden ankommt.

Worauf muss beim Learning Design geachtet werden?

Die Aufgaben von Learning Designer:innen sind vielseitig. Wer jedoch nach dem Motto plant: Ich muss alles im Blick haben, ist schnell überfordert. Deshalb lohnt es sich, die Aufgaben in verschiedene Bereiche herunter zu brechen.

Didaktischen Maßnahmen im Learning Design

Welche Lehrmethoden zahlen am stärksten auf das Lernziel ein? Dafür ist eine differenzierte Betrachtung der unterschiedlichen Lernphasen notwendig: Sind gerade die Workshopleitung oder die Lernenden aktiv? Befindet Ihr euch in einer Diskussion oder Stillarbeitsphase? Die Vielfalt der Lernaktivitäten spielt eine wichtige Rolle für ein erfolgreiches Learning Design. Ebenso sind Pausen zur Erholung und Reflexion sowie Feedbackrunden von großer Bedeutung.

Die richtige Medienauswahl

Mit der Frage, wie Medien sinnvoll und gewinnbringend für Lehr- und Lernsituationen eingesetzt werden können, beschäftigt sich die Mediendidaktik. Die Auswahl passender Medienformate wie interaktive Videos, Simulationen und Gamification kann in diesem Sinn dazu beitragen, den Wissenserwerb abwechslungsreich und effektiv zu gestalten. Interaktive Elemente ermöglichen den Lernenden, ihr Verständnis direkt im Kontext des gelernten Materials zu überprüfen und zu vertiefen. Doch nur weil Learning Design modern ist, sind klassische Medien nicht ausgeschlossen. Schließlich kann es auch hilfreich sein, wenn Lernende Notizen auf Papier machen. Die Mischung macht’s!

Technik, die unterstützt

In einer zunehmend digitalisierten Bildungslandschaft sind Bildungstechnologien unerlässlich. Die Auswahl geeigneter Tools und Plattformen zur Erstellung und Verwaltung von Lerninhalten ist entscheidend. Wichtig ist, dass Technologie nur bis zum dem Grad hilfreich ist, wo sie unterstützt. Wird sie im Übermaß angewandt oder gibt es starke Probleme bei der Anwendung, lenkt sie stärker ab, als sie hilft. Learning Designer:innen sollten sich deshalb unbedingt mit technischen Hilfsmitteln vertraut machen, sie testen und kennenlernen, bevor sie sie in Lernsessions einbauen.

Modernes Lernen mit Virtual Reality

Egal, ob man Virtual Reality als Technik oder Medium einstuft – beim Lernen unterstützen, kann die moderne Technologie auf jeden Fall. Denn während meistens die immersive und lebensnahe Lernumgebung als stärkstes Argument genannt wird, kann VR mit Blick auf das Learning Design, auch an anderer Stelle punkten. Denn je nach Startpunkt der Lernenden können die Lerninhalte der VR-Brille blitzschnell angepasst werden. Auch danach lassen sich, je nach Fortschritt, das Schwierigkeitslevel und die Aufgaben anpassen. Wird ein KI-basiertes Feedback eingebunden, kann dieses das Verständnis und die Selbsteinschätzung der User:innen erhöhen.

Richtig angewandt, kann VR also nicht nur dem/der Learning Designer:in unter die Arme greifen, sondern auch einen echten Vorteil für die Lernenden bringen.

Wie sieht ein Prozess zu erfolgreichem Learning Design aus?

Ähnlich wie im Design Thinking, ist auch das Learning Design durch iterative Prozesse geprägt. Dahinter liegt die Idee ins Machen zu kommen, Dinge auszuprobieren, den Nutzen zu hinterfragen und Prozesse, die nicht funktionieren, anzupassen. „Fail early, fail often“ ist deshalb ein Konzept, dass das Design Thinking prägt. Trotzdem kann aller Anfang zunächst schwierig sein. Mit diesen acht Punkten kommen starten Sie sicher in den Prozess und kommen noch sicherer ans Ziel.

Der Ausgangspunkt

Bevor ein Konzept designt werden kann, ist ein tiefes Verständnis der Ausgangssituation und Bedürfnisse notwendig.

1. Einschätzen: Es ist wichtig, die Lernenden zu verstehen, um eine personalisierte Lernerfahrung zu gestalten. Dies erfordert eine differenzierte Betrachtung der Bedürfnisse, Vorkenntnisse und Lernstile der Teilnehmenden.

2. Festlegen: Gemeinsam mit Experten und Expertinnen werden klare Lernziele definiert, die den Bedürfnissen der Lernenden entsprechen. Dabei sollten auch digitale Ressourcen für die Gestaltung der Learning Journey einbezogen werden.

3. Brainstormen: Es gilt, die Lerninhalte lebendig zu verpacken und moderne Lernmaterialien wie Lern-Apps, Simulationen oder Online-Fragebögen einzubeziehen.

Iteration für Perfektion

Die Punkte 4. bis 6. werden so oft wiederholt, bis der/die Learning Designer:in zufrieden mit dem Konzept ist.

4. Entwerfen: Ein Prototyp der Lernerfahrung wird erarbeitet. Auch für Feedback und spontane Anpassungen sollte Zeit eingeplant werden. Bleiben Sie flexibel und gehen Sie angemessen auf die Bedürfnisse der Lernenden ein.

5. Testen: Sammeln Sie Feedback – nicht nur von den Lernenden selbst, sondern auch von Kolleginnen und Kollegen sowie den vorher befragten Expertinnen und Experten.

6. Verbessern: Kontinuierliche Optimierung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die Lernerfahrung effektiv bleibt und den gewünschten Lernerfolg fördert.

Learning Design für die Praxis

Wenn der iterative Prozess abgeschlossen ist, ist es Zeit das Konzept in der Praxis anzuwenden.

7. Umsetzen: Nach Abschluss der Entwicklung und einem letzten Qualitätscheck wird der Lehrplan finalisiert und den Lernenden präsentiert.

8. Reflektieren: Analysieren Sie den Lernerfolg und die erreichten Lernziele eingehend. Dadurch können Sie Verbesserungspotenzial identifizieren und zukünftige Lernprozesse optimieren.

Fazit

Die Rolle des/der Learning Designer:in klingt nicht nur anspruchsvoll, sie ist es auch. Doch tatsächlich sind es oft Mitarbeitende, die sich durch Fortbildungen oder persönlichem Interesse zum/zur Learning Designer:in weiterbilden. Und ihre Rolle ist zweifelsohne enorm wichtig! Angesichts der digitalen Transformation und der Informationsflut ist es entscheidend, Lernende dabei zu unterstützen, relevante Fähigkeiten zu erwerben und ihr Wissen kontinuierlich zu aktualisieren. Durch die Auswahl geeigneter didaktischer Maßnahmen, Medien und Technologien sowie den iterativen Prozess der Gestaltung, Testung und Optimierung von Lernkonzepten trägt Learning Design dazu bei, eine effektive und nachhaltige Lernerfahrung zu sichern. Genau so wie es heute keine Universalgelehrten mehr gibt, ist auch die universelle Lehrmethode out! Setzen Sie mit Learning Design auf individuelle Lösungen für Ihr Mitarbeitenden.

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Samira Sieverdingbeck
Samira arbeitet seit Oktober 2022 als Online-Redakteurin im Verlag Dashöfer. Davor studierte sie Moderne Fremdsprachen, Kultur und Wirtschaft mit den Fächern Englisch, Französisch und Betriebswirtschaftslehre. Den Feierabend und die Wochenenden füllt sie mit Joggingtouren durch den Wald, Cellospielen und Backen.
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