Was braucht ein Unternehmen im digitalen Zeitalter, um Schritt zu halten oder gar innovativ voranzugehen? Richtig – eine gesunde Lernkultur, die sich durch die gesamte Organisation zieht. Corporate Learning ist das Stichwort für zukunftsgerichtete Weiterentwicklung Ihrer Mitarbeitenden. Lesen Sie in diesem Beitrag, was dahintersteckt und was Sie bei der Umsetzung beachten sollten.
Definition: Was können Sie unter Corporate Learning verstehen?
Ins Deutsche übersetzt, heißt der Begriff „Corporate Learning“ so viel wie „organisationales Lernen“. Im Gabler Wirtschaftslexikon wird das wie folgt definiert:
„bezeichnet den Prozess der Veränderung der organisationalen Wert- und Wissensbasis, um die Problemlösungs- und Handlungskompetenz zu erhöhen sowie den Bezugsrahmen einer Organisation zu verändern.“
An anderen Stellen wird das Wort manchmal auch mit „lernende Organisationskultur“ übersetzt, was Ihnen schon einen ersten Hinweis gibt, in welche Richtung es dabei geht.
Eine lernende Struktur passt sich an jeglichen Wandel an, entwickelt sich entsprechend weiter oder richtet sich auch einmal neu aus. „Lebenslanges Lernen“ und „lernen on demand“ sind hier wichtige Schlagwörter, denn genau das braucht ein Unternehmen im digitalen Zeitalter, um nicht zurückzufallen. Ohne agile Weiterentwicklung können Mitarbeitende nicht schnell genug die nötigen Kompetenzen erwerben, um am Puls der Zeit zu bleiben oder gar innovativ voranzugehen. Nicht umsonst gilt Lernen heute als klarer Wettbewerbsvorteil.
Lernen in einer digitalisierten Welt muss
- praxisnah,
- prozessübergreifend,
- flexibel,
- individuell und
- langfristig ausgerichtet sein.
Und das klappt nur mit dem richtigen Lern-Ansatz.
Theoriestunde: Double-Loop-Learning als Grundlage für nachhaltige Weiterentwicklung
Die Theorie hinter Corporate Learning ist tatsächlich gar nicht so neu. Schon 1987 stellten die Professoren Chris Argyris (der als Pionier des organisatorischen Lernens gilt) und Donald Schön die sogenannte „Double-Loop-Theorie“ für effizientes Corporate Learning vor – damals noch unter dem Begriff „Organizational Learning“:
„Wenn der aufgedeckte und korrigierte Fehler es der Organisation ermöglicht, ihre gegenwärtige Politik fortzusetzen oder ihre gegenwärtigen Ziele zu erreichen, dann handelt es sich bei diesem Fehler- und Korrekturprozess um Single-Loop-Learning. […] Double-Loop-Learning findet statt, wenn Fehler erkannt und korrigiert werden, und zwar so, dass die zugrunde liegenden Normen, Strategien und Ziele einer Organisation geändert werden.“
Etwas kompakter beschreiben es Robin Usher und Ian Bryant:
„[Beim Double-Loop-Lernen] wird die Rolle der Rahmen- und Lernsysteme, die den eigentlichen Zielen und Strategien zugrunde liegen, in Frage gestellt.“
In einem Beispiel übersetzt, können Sie sich das so vorstellen: Single-Loop-Lernen (Anpassungslernen) ist eine Reaktion, um kurzfristig ein Problem zu beheben. Wenn es im Büro hereinregnet, schließen Sie das Fenster. Double-Loop-Lernen (Veränderungslernen) verändert die Bedingungen, sodass das Problem zukünftig nicht mehr auftritt: Sie installieren Sensoren, die die Fenster automatisch schließen, sobald das Wetter umschlägt.
Corporate Learning auf der Basis des Double-Loop-Lernens ermöglicht es Ihrem Unternehmen also, sich nachhaltig und zukunftsfähig auszurichten, indem nicht immer nur mit denselben Lösungen die immer wieder selben Probleme bekämpft werden.
Praxisstunde: Was ist beim Corporate Learning im digitalen Zeitalter zu beachten?
Natürlich gibt es auch beim Corporate Learning die ein oder andere Herausforderung, auf die Sie sich vorbereiten sollten. Stellen Sie sich diese vier Fragen, um zu prüfen, ob Corporate Learning in Ihrem Unternehmen Fuß fassen kann.
Kennen Sie die prinzipiellen Regeln des Change Managements?
Das gilt besonders, wenn Sie die Lernstrategie in Ihrem Unternehmen erstmalig umkrempeln. Je fester bisherige Prozesse schon eingefahren sind, desto schwieriger kann Veränderung werden. Beim Verändern der Lernstruktur sollten Sie sich deshalb unbedingt an die Grundregeln des Change Managements halten, damit der Traum vom erfolgreichen Corporate Learning nicht im Sand verläuft:
- Bereiten Sie Ihre Mitarbeitenden auf den Change vor. Kommunizieren Sie: Was wird sich ändern? Warum wird sich etwas ändern? Welchen Nutzen hat das für die einzelne Person und für das Unternehmen?
- Begleiten Sie Ihre Leute bei der Veränderung. Wer sich überfordert, übergangen oder alleingelassen fühlt, wird nicht mit Enthusiasmus dabei sein.
- Zeigen Sie Erfolg auf und feiern Sie Fortschritte. So bleibt die Motivation erhalten und das Ziel vor Augen.
Stimmt Ihre Unternehmenskultur?
Lebenslanges Lernen braucht eine Unternehmenskultur, in der – Sie ahnen es – Lernen eine Priorität hat. Das ist zentral für effizientes Corporate Learning! Damit Lernen wirklich einen nachhaltigen Effekt hat, reicht es nicht, zweimal jährlich eine Seminarwoche anzuordnen.
Stattdessen muss Lernen im Arbeitsalltag einen ebenso festen Platz haben wie das Checken der Mails. Sie sollten unbedingt kommunizieren, dass Lernen gewünscht und gefordert wird. Verdeutlichen Sie, dass es gewollt ist, dass sich Mitarbeitende mal eine halbe Stunde am Tag Zeit nehmen, um ein Modul durchzuarbeiten und dass Lernen kontinuierlich stattfinden soll. Andernfalls entwickeln sich Ihre Mitarbeitenden womöglich nicht weiter, weil
a) in ihren Augen keine Dringlichkeit besteht und sie andere Prioritäten setzen oder
b) sie Angst haben, dass es als Faulheit gewertet wird, wenn sie sich Auszeiten zum Lernen nehmen.
Haben Sie einen Plan, wie das Corporate Learning aussehen soll?
Stichwort: Learning Journey! Fürs Corporate Learning muss eine Richtung vorgegeben sein: Was will Ihr Unternehmen am Ende erreichen? Wie sieht das aktuelle Kompetenzlevel der Mitarbeitenden aus? Wer muss was lernen – wer fängt wo an? Das „Was und Wie“ einer Learning Journey stellen wir Ihnen ganz ausführlich in unserem Beitrag „5 Tipps für den Aufbau Ihrer Learning Journey“ vor.
Welche Weiterbildungsmethoden wollen Sie fürs Corporate Learning einsetzen?
Weiterbildungsmedien gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Es stellt sich also die Frage: Welche davon bringen Ihre Mitarbeitenden wirklich weiter – und welche sind vielleicht etabliert, aber nicht mehr zeitgemäß?
Wir raten Ihnen: Setzen Sie auf digitale Weiterbildungsmedien. Der Vorteil des „Corporate E-Learnings“ liegt verschiedenen Studien zufolge auf der Hand. Die Lernkurve bei E-Learning ist 60 % schneller als bei klassischen Frontschulungen. Je individueller sich die Lernmethode und das -medium an die Lernenden und deren Alltag anpassen lässt, desto besser ist das Lernergebnis. Bei VR-Training etwa liegt die Retentionsrate (d.h. wie viel Wissen letztlich behalten wird) bei 75 %. Im Vergleich: Vorlesungen liegen bei 5 %, audiovisuelles Lernen (z.B. ein Erklärvideo) bei 20 %.
Wie überprüfen Sie den Fortschritt?
Auch beim Corporate Learning steht natürlich die Frage im Raum, ob Sie auf dem richtigen Weg sind. Legen Sie vorab Kennzahlen oder Meilensteine fest, um immer wieder zu überprüfen, ob Ihre Mitarbeitenden sich wie geplant weiterentwickeln oder ob etwas angepasst werden muss.
Mit modernen Ansätzen hält Ihr Unternehmen bei Veränderungen mit
Laut einem Studienbericht von Microsoft haben 41 % der befragten Mitarbeitenden und Führungskräfte Angst vor den Veränderungen, die die Digitalisierung mit sich bringt. 46 % der Führungskräfte zufolge haben Mitarbeitende außerdem Probleme damit, sich an Veränderungen anzupassen.
Was hier hilft, ist ein gut durchdachtes Konzept, um neue Kompetenzen zu entwickeln, zu fördern und Veränderungen sicher umzusetzen. Doch nur 19 % der Führungskräfte gaben an, dass ihr Unternehmen über ein „intensives, unternehmensweites Programm für den Wandel der Unternehmenskultur“ verfügt.
Zählt Ihr Unternehmen zu denjenigen, die die Notwendigkeit von Corporate Learning schon für sich entdeckt haben? Wenn nicht, wissen Sie nun, wo Sie am besten anfangen. Melden Sie sich gerne bei uns, wenn Sie noch Fragen haben – und blättern Sie ruhig noch weiter durch unseren Blog für mehr Tipps rund um nachhaltiges, modernes Lernen!
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